Radrennbahn Deutsche Meisterschaft der Steher 1961, Foto G. Rudolf

Historie

Schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in der damaligen Fahrradhochburg Bielefeld der Wunsch, eine zeitgemäße, schnelle Radrennbahn zu haben. Der als Provisorium benutzte Sportplatz Königsbrügge genügte den hohen Ansprüchen nur kurz. Deshalb forcierte es der RC Zugvogel schon seit 1946, eine Radrennbahn an der heutigen Wilhelm-Bertelsmann-Straße zu errichten. Nach einem Entwurf des Architekten Clemens Schürmann begannen die Erdarbeiten, die jedoch zum Ärger des Radsportvereins bald eingestellt werden mussten. Das von der Stadt bereitgestellte Grundstück stände wegen neuer Straßenplanungen nicht mehr zur Verfügung, hieß es seitens der Verwaltung. So dauerte es einige Jahre, bis sich die Wogen geglättet hatten und ein neues Projekt an einem anderen Standort in Angriff genommen werden konnte. Entworfen wurde diese Radrennbahn wieder vom Münsteraner Architekten Clemens Schürmann, der als ehemaliger Radrennfahrer auf den Bau von Radrennbahnen spezialisiert war. Der Bau der Bahn in den Heeper Fichten, einem Naherholungsgebiet, wurde vom Bielefelder Stadtrat Mitte August 1950 beschlossen.

Der Bau der Radrennbahn gestaltete sich in vielen Dingen schwierig. Der weiche und feuchte Untergrund der Wiesenlandschaft erforderte ausreichende Entwässerung, defekte Baumaschinen konnten nur schwer ersetzt werden und das Wetter spielte auch nicht mit. Mit größten Kraftanstrengungen konnte die Bahn endlich im Juni 1953 eingeweiht werden. Es wurden Etatmittel von 350.000 Mark bewilligt, bis Dezember 1953 hatte sich die Summe allerdings auf rund 535.000 Mark erhöht. Bis Ende 1954 hatten sich die Gesamtkosten unter anderem durch Installation einer Flutlichtanlage auf über 600.000 DM summiert.

Diese Bildpräsentation ist mit automatischem Bildwechsel
nach 12 Sekunden programmiert.

Die Stadt Bielefeld hatte die Baukosten übernommen, in der Hoffnung diese mit den Gewinnen aus den Veranstaltungen zu refinanzieren. Die finanzielle Beteiligung der Bielefelder Fahrradindustrie lag weit unter den Vorstellungen der Stadtverwaltung, sodass sich diese Kalkulation niemals erfüllte. Dazu kam ein nachlassendes Interesse des Publikums wegen fehlender Lokalmatadore, überhaupt verlor der Stehersport in jenen Jahren seine Attraktivität. Verregnete Renntage mit Absagen trugen weiter zur schlechten Finanzlage bei. Eine geringere Zahl an Veranstaltungen und damit weniger Zuschauer ließen auch das Interesse der Sponsoren sinken. So hat die Radrennbahn niemals schwarze Zahlen geschrieben. Auch andere Veranstaltungen wie Reitturniere, Boxkämpfe und Konzerte konnten das Blatt nicht wenden.

Somit begann bald der Abstieg des einst so hoch gelobten Radsportstadions. Auch private Betreibergesellschaften konnten die Bahn nicht aus den roten Zahlen holen. So entschloss sich die Stadt Bielefeld, wieder selber die Regie über die Anlage zu übernehmen. Wären die aktiven Rennfahrer und Schrittmacher des RC Zugvogel nicht gewesen, gäbe es heute keinen Radsport mehr auf der Bahn. Unter der jahrzehntelangen Führung von Helmut Neumann und heute von Christian Dippel (beide Vorsitzende des RC Zugvogel e. V.) gelang es, den Bahnradsport in Bielefeld zu halten.